(ap) Bielefeld. Die weibliche B2-Jugend der JSG hat einen Spieltag vor Ende der Saison ihren Vorsprung an der Tabellenspitze der Kreisliga A OWL auf drei Zähler ausgebaut und sich damit vorzeitig den ersten Platz in der Abschlusstabelle gesichert. Nachdem in der Vorwoche in eigener Halle der CVJM Rödinghausen klar auf Abstand gehalten werden konnte, gelang im Gastspiel bei der HSG EGB Bielefeld mit einem meisterlichen Auftritt ein verdienter 33:24-Auswärtssieg.
Vom Anpfiff weg entwickelte sich ein turbulentes, aber zu jeder Zeit von beiden Teams fair geführtes Spiel, bei dem die JSG bis auf die erkrankte Samira Bauer auf ihren kompletten Kader zurückgreifen konnte. Die Plätze 13 und 14 nahmen Nele Steinhauer und Linn Püfke ein, die schon in den letzten Begegnungen wertvolle Beiträge zum Abschneiden der Mannschaft geleistet hatten.
Nach den 50 Minuten dürfte der Gelben Karte des Unparteiischen recht warm gewesen sein – er hatte sie nicht ein einziges Mal aus der Tasche an die frische Luft geholt, was sowohl seiner besonnenen Spielführung als auch dem spielerisch fokussierten Auftritt der Mannschaften zu verdanken war. Die Gastgeberinnen aus Bielefeld erwischten den besseren Start und setzten ihr Konzept zunächst besser durch. Über 2:0 (3.) und 4:1 (7.) bauten sie bis zur 11. Spielminute eine Vier-Tore-Führung aus (7:3), die zu diesem Zeitpunkt durchaus verdient war.
Die JSG-Mädels brauchten eine Weile, um in ihr aktives Deckungsspiel zu finden und vorn die gewohnte Durchschlagskraft zu entfalten. Um diesen Prozess zu beschleunigen, sollte ab der 10. Spielminute das goldene linke Händchen von Nele Steinhauer auf Rechtsaußen für mehr Breite im Spiel sorgen. Ihren ersten Treffer markierte sie auch umgehend von dort, einen zweiten kurz darauf per Strafwurf (8:5, 13.). Dann überschlugen sich die Ereignisse. In der 15. Minute musste Torhüterin Lilli Feer nach einer Glanztat gegen einen Siebenmeter der Gastgeberinnen mit Hüftschmerzen vom Feld. Von da an hütete Nele das JSG-Gehäuse. Eine Klasse-Linkshänderin im Tor: Wenn es nicht der Not geschuldet gewesen wäre, müsste man wohl von Dekadenz sprechen.
Um daraus eine Tugend zu machen, sollte Nele immer dann, wenn die eigene Luft es zuließ, mit in den Angriff gehen. Dieser Schachzug sollte zum Wendepunkt der Partie werden. Gleich ihren ersten Vorstoß in des Gegners Hälfte schloss sie mit einem unhaltbaren Strahl aus zwölf Metern Distanz in den linken oberen Knick ab. Von da an herrschte, wann immer das leuchtende Leibchen vorn auftauchte, Alarmstufe orange in der EGB-Deckung. Dieser Anblick wurde den Coaches schnell buchstäblich zu bunt, so dass sie etwas anordneten, das man nicht alle Tage zu sehen bekommt: Eine Kurzdeckung gegen die Torhüterin.
Die JSG-Mädels nahmen sich der daraus entstehenden Räume dankbar und clever an, legten ihre Angriffe breit an und spielten ihre Chancen konsequent aus. Der Vorsprung der Gastgeberinnen schmolz dahin, beim 12:12 (19.) und beim 13:13 (21.) war es jeweils Lilly Südmeier, die den Ausgleich herstellte. Die EGB-Mädchen schienen nur noch mit zwei Fragen beschäftigt: 1. Was tun gegen eine Rückraumschützin, die eigentlich im Tor stehen sollte? 2. Wie kriegt man den Ball, wenn man ihn denn mal bekommt, ins leere Tor? Auf beide Fragen wurden keine Antworten gefunden, was sich bald in Frust bei den bis dahin gut mitspielenden Gastgeberinnen äußerte. Weil inzwischen auch die JSG-Deckung mehr Sicherheit gefunden hatte und das Umschaltspiel in Schwung gekommen war, gehörten die letzten Minuten des ersten Durchgangs allein der JSG. Mit dem Pausenpfiff erzielte Laura Watermann das 18:13 aus Sicht der Gäste.
In der Kabine nahm man sich vor, den Grundstein zu einer erfolgreichen zweiten Hälfte in der Deckung zu legen, um aus dieser heraus im Umschaltspiel zu leichten Toren zu kommen. Das gelang nach Wiederanpfiff über weite Strecken sehr gut. Obwohl die Mädels auch im zweiten Durchgang ihre liebe Mühe mit der starken Kreisläuferin der Bielefelderinnen hatten, schlug das Pendel nun deutlich Richtung Auswärtssieg aus. Eine kleinere Phase mit Unkonzentriertheiten in Passspiel und Abschluss leisteten sich die JSG-Mädels noch, die es den Gastgeberinnen ermöglichte, auf zwei Treffer zu verkürzen (18:20, 30.). Das nahmen die Mädels jedoch nicht zum Anlass für Nervosität. Vielmehr legten sie im Tempospiel nochmal einen Zahn zu und machten spätestens beim 21:28 durch Julia Ullrich (45.) endgültig einen Haken an die Partie.
Am Ende ist ein Auftritt zu verbuchen, der eines Meisters würdig war. So nennen dürfen sich die Mädels gleichwohl nicht. Die Durchführungsbestimmungen des Handballkreises Minden-Lübbecke sehen vor, dass das bestplatzierte Team aus dem Mühlenkreis in der Bezirksliga OWL diesen Ehrentitel führen darf. Das werden entweder die Mädels der HSG Hüllhorst oder die der Spielgemeinschaft Jugendhandball MBV sein, die sich zwei Spieltage vor Schluss noch ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.
Auch wenn es also nur die „Goldene Ananas“ ist, die die JSG-Mädchen gewonnen haben, so dürfen sie doch stolz auf ihre Entwicklung in den zurückliegenden zehn Monaten sein. Die aus den C-Mädchen hervorgegangenen Jungjahrgänge haben den nicht unerheblichen Schritt in die B-Jugend mit großem Engagement vollzogen und dabei gegen oft körperlich überlegene Gegnerinnen stets eine gute Figur abgegeben. Gepaart mit der Erfahrung und der individuellen Klasse der 2003er Samira Bauer, Zoé Heitland, Chiara Kroner und Laura Watermann sowie dem Talent aus der weiblichen C1-Jugend hatte die wB2 der JSG das qualitativ überzeugendste Gesamtpaket, das sich am Ende verdientermaßen durchgesetzt hat.
Am Ende einer langen Saison, in der es dann und wann auch mal ein wenig geknirscht hat, sind noch einige Danksangugen vorzunehmen: Vorneweg und mit besonderer Anerkennung an unsere Torhüterin Lilli Feer, die als jüngerer C-Jugend-Jahrgang die komplette Spielzeit in der B-Jugend durchgezogen hat und dem Team ein herausragender Rückhalt war; darüber hinaus natürlich auch den anderen C-Mädchen, die geholfen haben, uns auf die Siegerstraße zu bringen: Kathrin Selle, Nele Steinhauer, Lena Thielking und Linn Püfke; den Eltern, die sich für das Team engagiert haben, allen voran Matthias Dammann, der über die gesamte Hinrunde unser Mann am Kampfgericht war; sowie schließlich einer hier nicht namentlich genannt werden wollenden Gattin, die auch schon mal spontan ins Bergische Land gefahren ist, um der Mannschaft die Teilnahme an einem Vorbereitungsturnier zu ermöglichen.
Für die JSG siegreich: Feer (ab 15. Steinhauer (6/1)); Leonie Grote, Lotta Grote (1), Heitland (4), Kraus (3/1), Kröger, Kroner (3), Püfke (n.e.), Südmeier (3), Ullrich (3), Watermann (5/1), Leni Wittemeier, Sara Wittemeier (5).