++ wD-Jugend: D1 schlägt HSV zum vierten Mal, Siegesserie der D2 reißt ++

(ap) Nordhemmern. Die weibliche D1-Jugend der JSG hat sich im Kampf um die Meisterschaft eine vielversprechende Ausgangslage erkämpft. Die Mädchen bezwangen am frühen Sonntagabend in der womöglich vorentscheidenden Partie den HSV Minden-Nord mit 26:24 (13:13) und haben damit gute Aussichten, als erste D-Mädchen-Mannschaft seit Gründung der JSG NSM-Nettelstedt den Kreismeistertitel zu erobern. An einem perfekten Tag schrammten die D-Mädels indes vorbei, weil sich die D2-Jugend in ihrem Endrundenspiel der HSG EURo mit 15:21 (7:13) beugen musste.

Nach zuletzt sechs Siegen in Folge, darunter auch die Auswärtspartie bei den ansonsten mit weißer Weste durch die Vorrundengruppe B geeilten EURo-Mädels, wollte die D2 am Nachmittag ihre Leistungen der zurückliegenden Monate bestätigen. Das gelang nur bedingt. Zwar ließ das Team von Steffi Rösch und Dirk Wilde auch an diesem Wochenende wiederholt ihr erworbenes Können aufblitzen, blieb aber insgesamt hinter ihren besten Auftritten zurück. Was auch an den Gästen lag, die sich diesmal nicht von der Deckungsspielweise auf dem falschen Fuß erwischen ließen, sondern erkennbar gut vorbereitet waren. Dazu kam, dass die JSG-Mädels über weite Strecken wirkten, als glaubten sie selbst nicht an ihre Chance. Symptomatisch waren zwei Phasen in der zweiten Halbzeit, als die Mädels mehrere Gelegenheiten ausließen, den Rückstand auf zwei Tore zu verkürzen und damit möglicherweise die Gäste ins Grübeln zu bringen.
Am Ende ist zu konstatieren, dass sich in der Partie die bessere Mannschaft durchgesetzt hat: Die EURo-Mädels waren im Kopf schneller und kompromissloser in der Durchsetzung ihres Spiels. Sie wollten Wiedergutmachung für ihre bisher einzige Saisonniederlage, und sie haben sie sich verdient. Was nichts an folgender Feststellung ändert: Die zum größten Teil aus Jungjahrgängen bestehende wD2 ist kreisweit das D-Mädchen-Team, das im zurückliegenden Jahr den größten Entwicklungssprung von allen hingelegt hat. Sie sind zu Recht in die Endrunde eingezogen, haben in ihrer Gruppe zu Recht alle anderen Teams geschlagen – weil sie einfach am besten an sich gearbeitet haben. Punkt.

Direkt im Anschluss übernahmen die D1-Mädchen das Parkett, um sich der denkbar größten Herausforderung zu stellen, die der Mädchenhandball im Mühlenkreis zu bieten hat. Der Spielmodus mit zwei Vorrundengruppen, deren jeweils zwei besten Mannschaften in einer Endrunde jeder gegen jeden die Meisterschaft ausspielen, setzte für dieses Spiel eine einfache Ausgangslage: alles auf Anfang. Für die JSG bedeutete das, in allen bisherigen 12 Meisterschaftsspielen siegreich geblieben zu sein, aber trotzdem (vom Pokal abgesehen) noch nichts gewonnen zu haben. Im Gegenzug durfte der HSV sich dadurch motiviert fühlen, dass er zwar auf dem Weg in die Endrunde vier Punkte liegen gelassen hatte – und trotzdem noch nichts verloren war.
Möglich, dass Gedanken dieser Art die Mädchen hüben wie drüben beschäftigten, um nicht zu sagen: ablenkten. Festzuhalten ist jedenfalls, dass der Auftakt der Partie von Nervosität auf beiden Seiten geprägt war. Zunächst erwischten die JSG-Mädels den besseren Start, gingen in Führung und behaupteten diese bis Mitte der ersten Halbzeit. Allerdings gelang es nicht, sich um mehr als zwei Tore abzusetzen und damit ein bisschen Beruhigung zu verschaffen. Stattdessen brachte man die Gäste mit drei technischen Fehlern und einigen leichten Ballverlusten zurück ins Spiel, musste zunächst den Ausgleich (8:8, 12.) hinnehmen, danach gar einen Zwei-Tore-Rückstand (9:11, 16.). Mit einer Willensleistung erzielten die Mädels kurz vor der Pause den 13:13-Ausgleich.
Nach Wiederanpfiff ging abermals zunächst der HSV in Führung (14:16, 23.), bis die JSG-Mädels schließlich den Schalter umlegten und dem Spiel ihren Stempel aufdrückten. Vor allem in der Deckung war eine deutliche Steigerung erkennbar, und als es wichtig wurde, war auch Torhüterin Lilli Feer im Spiel. In den entscheidenden Minuten wirkte es, als hätte man einen zwei Meter hohen und drei Meter langen Kleinbus zwischen den Pfosten geparkt: einfach kein Durchkommen. Über 16:16 und 21:17 zogen die Mädels auf 24:19 davon (35.) und hatten die Gäste schließlich da, wo sie sie haben wollten: im Déjà-vu, erkennbar zweifelnd, ob das wohl noch was werden würde. Zwar stemmten sich die HSV-Mädels bis zuletzt mit vollem Einsatz gegen die Niederlage, wirkten dabei aber zunehmend hektisch und kamen schließlich nicht näher heran als bis auf zwei Tore.

Vor Saisonbeginn hätte man es wohl eine Sensation genannt: Die JSG schlägt den „FC Bayern des Mädchenhandballs im Mühlenkreis“. Angelehnt an ein bekanntes Zitat des britischen Rundleder-Philosophen Gary Winston Lineker konnte man bisher formulieren: „Mädchenhandball ist ein einfaches Spiel. Eine Horde Mannschaften läuft eine ganze Saison lang dem Ball nach, und am Ende gewinnt der HSV.“ Zuletzt hatten die Mädchen aus Hille diese Gesetzmäßigkeit akzeptieren müssen, als sie nach einer tollen Saison 2017/18 am Ende im Siebenmeterwerfen auf Rang zwei verwiesen wurden. So blieb es dabei, dass die Altersklasse der 11- bis 13-Jährigen seit der Spielzeit 2012/13 keinen anderen Meister gesehen hat als den Spielverbund aus TuS Minderheide, TV Stemmer und TuS Freya Friedewalde.
Dass diese einmalige Serie zu Gunsten der JSG reißen könnte, hatte sich jedoch bereits im Saisonverlauf abgezeichnet: Drei Mal hatten beide Teams die Klingen gekreuzt, drei Mal waren die JSG-Mädchen als Siegerinnen von der Platte gegangen. Daraus eine klare Favoritenrolle für die Endrunde abzuleiten, wäre indes kühn gewesen: Alle Spiele waren hart umkämpft, zwei der Partien gingen mit jeweils nur einem Tor Differenz aus, darunter das Pokalfinale. Nach dem Spiel am Sonntag haben die Mädels der JSG über die gesamte Saison im direkten Vergleich ganze acht Tore mehr erzielt als die Mindenerinnen – das aus Sicht der JSG jeweils bestmögliche Ergebnis ändert nichts daran, dass es insgesamt eine ganz knappe Kiste war.

Nach den Ergebnissen vom Sonntag scheint festzustehen, dass die wD1 am letzten Spieltag ein echtes Endspiel gegen die HSG EURo bestreiten wird. Als nächster Gegner jedoch  bittet am kommenden Sonntag (Anwurf 17 Uhr) zunächst die wD2-Jugend zum Tänzchen auf das Parkett der Sporthalle Nettelstedt. Wobei die Gegnerschaft sich wohl wie in keiner anderen Konstellation auf das reine Spielgeschehen beschränken wird. Nach fast einem Jahr gelebten Miteinanders sind die Teams so zusammengeschweißt, dass es schwer fällt, sich die Mädchen als erbittert um jeden Zentimeter Hallenboden kämpfende Konkurrentinnen vorzustellen. Ein lustloses Rumgedamel wollen alle Beteiligten im JSG-internen Duell um die „D-Mädchen-Spielgemeinschafts-Meisterschaft“ allerdings nicht sehen. Gefordert ist vielmehr eine Leistungsschau, die Zeugnis darüber ablegt, was die „Wilden 22“ in dieser unglaublichen Saison erreicht haben.

Am Sonntag darauf empfangen die D2-Mädchen um 15.15 Uhr in Nettelstedt den amtierenden Kreismeister der Jahre 2014 bis 2018, die wD1 wird ab 15.45 Uhr in der „Festung Unterlübbe“ alles dafür tun, Kreismeister der Saison 2018/19 zu werden.