(ap) Bielefeld. Nach einer tollen Saison mit dem Double aus Meisterschaft und Pokalsieg muss sich die weibliche D-Jugend der JSG damit begnügen, die Nummer eins im Handballkreis Minden-Lübbecke geworden zu sein. Bei den Westfalen-Teilmeisterschaften Nord am Sonntag kamen die Mädels nicht über den Trostpreis des olympischen Gedankens hinaus, wonach Dabeisein alles ist.
Schon die Vorzeichen waren ziemlich düster gewesen. Mehr als die Hälfte der Mannschaft musste sich unter der Woche von der gemeinsamen Körperertüchtigung abmelden. Ein bunter Blumenstrauß von Blessuren aller Art sowie mehrere fiebrige Infekte machten ein zielgerichtetes Abschlusstraining unmöglich. So wurde der Bus nach Bielefeld zu einer Art rollendem Lazarett, in dem Physio Pierre Ladewig die gesamte Fahrtzeit für Behandlungen nutzte. Und obwohl der Hanseat mit den magischen Händen wie gewohnt alles gab und bei zwei Spielerinnen die Fragezeichen hinter der Einsatzbereitschaft ausräumen konnte, war in der Sporthalle Babenhausen schließlich eine Mannschaft versammelt, bei der man förmlich fühlen konnte, dass sie es schwer haben würde, an das gewohnte Niveau anzuknüpfen.
Dass es am Ende nur für die bescheidenste aller Platzierungen reichen sollte, lag dann auch weniger an vermeintlich übermächtigen Gegnern als vielmehr daran, dass die Mädels nicht das abrufen konnten, was sie die gesamte Saison über gezeigt hatten. Gleich das erste Spiel wurde zum Stimmungskiller. Gegen die Vertretung aus dem Handballkreis Münster, die bei allem gebotenen Respekt für ein JSG-Team in Normalform eher eine Vorspeise denn eine Hauptmahlzeit gewesen wäre, verloren die Mädels unglücklich mit einem Tor und haderten dabei nicht nur mit dem eigenen Auftritt, sondern auch mit dem des jungen Schiedsrichters, was im Handball noch selten ein erfolgversprechendes Mittel war.
In der zweiten Begegnung gegen die ausrichtende JSG Bielefeld 07 folgte dann buchstäblich der Kollaps, in Person von Lilly Aspelmeier. Weil sie zu Wochenbeginn noch krank das Bett hüten musste und wohl doch noch nicht richtig genesen war, wollte bei ihr der Kreislauf nicht mehr mitspielen – das vorzeitige Turnier-Aus für die unangefochtene Toptorschützin der abgelaufenen D-Mädchen-Saison.
Den Knockout ihrer Anführerin schon in der zweiten Runde hinnehmen zu müssen, nahm die Mädchen sichtbar mit. Obwohl sich alle redlich mühten, den Verlust zu kompensieren, wollte nun fast gar nichts mehr zusammenlaufen. Sechs Materialprüfungen am Aluminium des Gastgeberinnengehäuses, zwei versemmelte Strafwürfe und ein halbes Dutzend technischer Fehler bedeuteten in Summe, dass man für einen Punktgewinn natürlich nicht in Frage kam.
Nach einer weiteren Niederlage gegen die Titelverteidigerinnen aus Wettringen, bei der man sich ebenfalls schmerzlich unter Wert verkaufte, sollte in der Begegnung gegen Blomberg die Wende herbeigeführt werden, und zwar nicht ergebnistechnisch, sondern vor allem auf dem Stimmungsbarometer. Zum Anpfiff wurde deshalb die wD2 auf die Platte beordert, die es gegen die körperlich überlegenen Lipperinnen zwar wie erwartet etwas zu schwer hatte, aber mit ihrem unbekümmerten Spiel dennoch das gewünschte Zeichen setzte: Wenn jeder für jeden alles gibt und keiner Schiss hat, dann hat sich am Ende niemand etwas vorzuwerfen, und Spaß macht das normalerweise auch.
Dieses Signal haben offenbar alle verstanden. Jedenfalls zeigte das Team in der letzten Partie gegen den neuen Nord-Westfalenmeister aus Brockhagen – wir gratulieren – endlich eine wirklich ansprechende Leistung. Ganz anders übrigens als die heillos überforderte Spielleitung, aber das soll hier nur eine Randnotiz wert sein, denn am Ende hat die an diesem Tag bessere Mannschaft zwar knapp, aber dennoch verdient gewonnen, und so soll es ja auch sein.
Weil der endgültige Stimmungsumschwung zurück in den Partymodus an diesem Sonntag sportlich nicht gelingen wollte, musste am Ende eines sehr langen Handballtages noch ein Schnellrestaurant US-amerikanischer Provenienz heimgesucht werden. Dabei wurden zwei leibhaftige Derbysieger aus der A-Jugend-Bundesligapartie vom Freitag in flagranti bei mutmaßlichen Verstößen gegen ihre Ernährungspläne angetroffen. Aber erstens wird hier nicht gepetzt. Und zweitens: Wer die Grün-Weißen in ihre Schranken weist, der hat sich ein Frikadellenbrötchen redlich verdient. Nebst Fritten. Guten Appetit gehabt zu haben und nochmal herzliche Glückwünsche zum Sieg in der Mutter aller Spiele. Wir sind stolz auf Euch!